Der Ritter von Hörweix

Von der Burg und von dem Ritter, der sie bewohnte, erzählte man folgende Sage:

Prunksüchtig und mächtig war er, der Ritter der Burg Hochberg. Die letzten Groschen preßte er aus den Taschen der Bauern der umliegenden Dörfer, um sich damit schöne Gewänder zu kaufen, seine Zimmer auf das wertvollste einzurichten und sich die prunkvollsten Waffen und Rüstungen anzuschaffen. Eines Tages kam er auf den Gedanken, sich eine Rüstung aus purem Gold anfertigen zu lassen. Er ließ die Goldschmiede des gesamten Landes zusammenrufen und versprach ihnen hohen Lohn, wenn sie eine solche Rüstung machen könnten. Sie erzeugten eine herrliche Rüstung aus reinem Gold, die jedoch einen Nachteil hatte, sie war schwer, sehr, sehr schwer.
Kaum war die Rüstung fertig, da beschloß der Ritter auszureiten, um diese allen Leuten zu zeigen. Er ließ sein größtes und stärkstes Pferd aus dem Stall holen und satteln. Seine Knappen halfen ihm beim Anlegen der goldenen Rüstung und hoben ihn zuletzt auf das Pferd, das unter dem Gewicht fast zusammenbrach. Dann ritt der Ritter langsam von der Burg zu den Dörfern herab. Die Leute glaubten, ein Stern falle vom Himmel, so glänzte er im Sonnenschein. Schließlich erreichte er in der Nähe von Hörweix eine große Wiese, die im Volksmund die "Quantenwiese" genannt wird. Diese Wiese war sehr sumpfig und moorig und wurde deshalb von den Leuten gemieden. Als er sein Pferd in die Nähe der Wiese lenkte, begann es, durch das große Gewicht, das es zu tragen hatte, einzusinken. Der Ritter, der die Gefahr erkannte, stieg mit Anstrengung vom Pferd und versuchte, zu Fuß zu entkommen. Aber vergeblich. Die schwere, goldene Rüstung zog ihn nach unten. Und so versanken Ritter und Pferd im Sumpf.

Doch scheint der Ritter in seinem feuchten Grab keine Ruhe zu finden. Angeblich kehrt er einmal jährlich auf den Hochberg zurück. Es soll dies am Tag der Sommersonnenwende sein. Dann sucht er in seiner Burg versteckte Schätze auf und überprüft, ob noch alles vorhanden ist. Sollte ihm dabei einmal ein Mensch begegnen und ihn von seiner Rüstung befreien können, so würde er ihn damit erlösen und der Ritter würde ihm zum Dank all seineSchätze schenken.

Schon oft haben die Leute versucht, den Ritter am Sonnwendtag zu überraschen. Man hört heute noch: "Jetzt ist des Schotzloch wieda offn. Heut' in der Nocht sollt ma auf'n Berg geh!"Die meisten lachen darüber, doch einige scheinen es wirklich ernst zu nehmen. Und so geistert auch heute, in unserer modernen und aufgeklärten Zeit, der Ritter von Hochberg in den Köpfen einiger Leute herum.


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